Interview
Lucia hat mich für den Masterstudiengang "Biografisches und kreatives Schreiben" an der Alice Salomon Hochschule Berlin interviewt. Wir sprachen über Kreativität, Ängste, Schreibblockaden, mein Angebot und meine eigenen Schreibprojekte.
Lesezeit: 12 Min.
Autor: Tobias Rebscher
Foto: Ann H 🔗
Lieber Tobias, wie schön, dass du für die BKS-Studierenden des 17. Jahrgangs bereit bist, ein Interview zu geben! Wer bist du und was macht dich aus?
Hi Lucia, vielen Dank für dein Interesse! Wer ich bin, finde ich gar nicht so einfach zu beantworten. Ich erzähle einfach mal, was ich so gemacht habe.
Aufgewachsen bin ich im Schwarzwald und lebe nach ein paar Umwegen in der Welt seit 2010 in Berlin. Hier war ich die meiste Zeit als Sozialarbeiter tätig und habe erwachsene Menschen beraten, wie sie ihren Alltag bewältigen können. Dabei ging es um Themen wie Wohnungsverlust, Sucht, psychische Gesundheit oder HIV. Außerdem habe ich knapp fünf Jahre lang eine Einrichtung für Wohnungsnotfallhilfe geleitet. Zwischendurch habe ich zwei Jahre lang von der Musik gelebt. Das Schreiben war bisher vor allem ein Hobby. BKS habe ich bis 2014 studiert, weil es mich einfach interessiert hat. Jetzt – nach etwa zehn Jahren – habe ich das Glück, im Februar wahrscheinlich mein erstes kleines Buch beim Periplaneta Verlag veröffentlichen zu dürfen.
Da ich zudem viel in Organisationen unterwegs war und mich die Zusammenarbeit von Menschen sehr interessiert, habe ich in der Coronazeit noch den MSc Beratung und Beratungswissenschaften an der HU abgeschlossen. Ich habe mich vor allem zu den Themen Agilität, New Work, Leadership und psychische Gesundheit weitergebildet.
Ein wichtiger Teil meines Lebens ist die Achtsamkeitspraxis, zu der zum Beispiel Meditation und Kampfkunst gehören. Mich interessieren Philosophie, Spiritualität und - ähnlich abgehoben - Schach. Ich liebe das Berliner Nachtleben und das Alpenpanorama am Bodensee. Ich versuche mich darin zu üben, offen und neugierig zu bleiben, über das Leben zu staunen, dankbar zu sein und das Leben nicht mehr so ernst zu nehmen.
Wie bist du selbst zum Schreiben gekommen, was bedeutet Schreiben für dich und was war der Moment/Prozess, an dem du für dich entschieden hast, auch andere Menschen zu begleiten?
Ich habe erst angefangen zu schreiben, nachdem die Schule, in der ich in Deutsch nicht über das Befriedigend hinauskam, vorbei war. Auch mit dem Lesen habe ich so richtig erst nach der Schule begonnen. Während der Schulzeit habe ich mich der Musik gewidmet. Als ich dann meinen Zivildienst in Irland gemacht habe, habe ich mir die verregneten, stürmischen Wintertage damit vertrieben, an einer Fantasiewelt zu bauen und drauflos zu schreiben – einfach, weil ich es geliebt habe. Das war dann so lange ein Hobby, bis das Buch 2011 fertig war. Veröffentlichen wollte ich es nie, es war meinem Empfinden nach nicht gut genug. Aber ich habe gelernt, dass ich ein Buchprojekt bewältigen kann. Anfang dieses Jahres – im Prinzip knapp 20 Jahre, nachdem ich mit dem ersten Buch angefangen habe – habe ich meinen ersten Publikationsvertrag für ein anderes kleines Buch unterschrieben, das ungefähr von 2012 bis 2018 entstanden ist und eine Geschichte mit unterschiedlichen Textformen erzählt. Jetzt fühle ich mich auch beruflich wieder im Schreiben angekommen.
Im BKS habe ich dann zum ersten Mal das Schreiben in der Gruppe erlebt und schätzen gelernt. Gemeinsam kreativ zu sein, hat doch etwas Magisches. Als Sozialarbeiter habe ich dann ein Jahr lang eine wöchentliche Schreibwerkstatt in einer stationären Einrichtung für langzeitabhängige Menschen angeboten. Ich empfand es als großes Privileg, die Geschichten von solchen Menschen zu hören. Und ich habe für mich entdeckt, was für einen großen Spaß es macht, Menschen in kreativen Prozessen zu begleiten. Das bestätigt sich auch jetzt wieder bei meiner Selbstständigkeit in den wöchentlichen KREATIVsessions und dem KREATIVcoaching.
Auf welchem Weg begleitest du Menschen und was sind deine Favoriten?
Aktuell biete ich mit den KREATIVsessions ein niedrigschwelliges Online-Angebot auf Spendenbasis an. Mit diesem Angebot möchte ich allen Menschen unabhängig von Einkommen, Wohnort und Vorerfahrung einen Raum bieten, in dem sie ihre Kreativität entwickeln können. Darüber hinaus versende ich wöchentlich einen kostenfreien Newsletter, mit dem wir jede Woche unseren Weg hin zu einem kreativen Leben reflektieren können.
Darauf aufbauend biete ich KREATIVcoachings und KREATIVworkshops für alle an, die sich intensiver mit ihrem kreativen Ausdruck auseinandersetzen wollen. Zudem berate ich auch Organisationen zur Frage, wie sie das kreative Potenzial ihrer Mitarbeitenden aktivieren und nutzen können. Die Kreativität der Mitarbeitenden ist der wesentliche Treiber für Innovation, und innovative Lösungen sind eine Voraussetzung, um zukunftsfähig zu bleiben. Wenn sich eine Organisation nicht flexibel an die wandelnde Welt anpassen kann, wird sie wohl auf Dauer nicht mithalten können. So ist unsere Kreativität auch für Organisationen von unschätzbarem Wert.
Einen Favoriten unter meinen Angeboten habe ich nicht. Ich finde, die Balance macht's. Nur Online-Gruppen wären für mich auf Dauer zu einseitig, nur 1:1 Coaching auch. Die Kombination finde ich bereichernd. Das Schönste ist für mich aber - egal in welchem Format – mitzubekommen, wenn Menschen sich in meinem Angebot wohlfühlen und es sie weiterbringt. Prozesse finde ich daher tendenziell reizvoller als punktuelle Interventionen.
Ich bin grundlegend überzeugt, dass die Fähigkeit, kreativ zu denken und somit auf neue, wertvolle Ideen zu kommen, eine der wichtigsten Fähigkeiten unserer Zeit ist. Wenn sich unser Alltag immer schneller verändert, müssen wir in der Lage sein, neue Wege zu gehen. Das Schöne: Alle Menschen haben die Fähigkeit, kreativ zu sein. Es ist unsere Natur, dass wir etwas kreieren. Wenn wir mehr Menschen dazu befähigen, ihr kreatives Potenzial zu nutzen, erhöhen wir meiner Ansicht nach unsere Chance auf eine gute Zukunft.
Mit welchen Schreibkrisen/-Blockaden hast/hattest du selbst zu kämpfen?
Meine eigenen Schreibhemmungen hängen von der Art des Textes ab. Ich habe mich zum Beispiel nie schwer damit getan, mit Gedichten und Geschichten loszulegen. Mein Leben lang war ich ein Spielkind – vielleicht hilft mir das jetzt dabei.
Herausgefordert hat mich viele Jahre lang dagegen das Veröffentlichen dieser Texte, weshalb ich lange nichts veröffentlicht habe und mich dem erst Schritt für Schritt annähern musste. Meine größte Hemmung fühle ich aber beim Schreiben von Liedtexten. Ich vermute, ich konkurriere auf irgendeiner Ebene mit meinem großen Bruder, der selbst Produzent und Songwriter ist, sowie mit meinem Vater, der ebenfalls Liedermacher ist. Nur in Ausnahmefällen finde ich meine Liedtexte gut genug, um sie zu zeigen. Ich meine zu verstehen, dass hinter dieser Blockade meine Angst liegt, vor meiner Familie das Gesicht zu verlieren. Es ist sicherer für mich, lieber nichts zu riskieren. Die Hemmung schützt mich also davor, dass mein Selbstwert bedroht wird.
Was hat dir in diesen Situationen geholfen?
Bei der Überwindung von Blockaden hilft mir generell das Wissen, dass hinter unseren Widerständen bzw. Hemmungen eigentlich immer Ängste stecken. Die kritischen inneren Stimmen, die uns einreden, dass wir das Schreiben lieber lassen sollten, sind in meinem Verständnis die Stimmen unserer Ängste. Auch unsere negativen Glaubenssätze zehren von unseren Ängsten. Leider sehen nicht nur wir, sondern auch unsere Ängste die Gegenwart durch die Brille der Vergangenheit. Wie Helikoptereltern neigen sie dazu, in allem eine Bedrohung zu sehen. Hinzu kommt, dass unsere Ängste ziemlich schlecht im Kommunizieren sind.
Der Game-Changer für mich war die Erkenntnis, dass Blockaden nicht böse sind, sondern dass wir uns selbst blockieren, um uns vor den Quellen unserer Ängste zu schützen. Meine Liedtextblockade schützt mich zum Beispiel davor, dass mein Selbstwert bedroht wird. Dieses Reframing macht deutlich, weshalb der Ansatz, gegen Blockaden anzukämpfen, kaum nachhaltigen Erfolg haben kann. Im Kampf spalten wir uns ab. Dabei brauchen wir eine Beziehung mit unseren Ängsten, damit sie mit sich reden lassen.
Konkret hilft mir die Achtsamkeit dabei, mich nicht mit meinen Ängsten zu identifizieren. Ich versuche wahrzunehmen, wie die Angst aufsteigt, und sie zu akzeptieren, wie von Tara Brach (2012) beschrieben. Dann bedanke ich mich für ihren Versuch, mich zu schützen, und zeige ihr behutsam, dass ich sie nicht mehr brauche. Wenn es uns gelingt, unsere Ängste nicht künstlich mit Gedanken am Leben zu halten, klingen sie nach wenigen Sekunden von ganz allein ab. Aber natürlich finde auch ich das richtig schwer. Trotzdem ist die Meditation für mich ein wichtiger Weg.
Darüber hinaus sind für mich die Tools und Techniken der Produktivität hilfreich, um meine Aufmerksamkeit bewusst lenken zu können. In diesem Verständnis ergänzen sich Achtsamkeit und Produktivität hervorragend.
Außerdem finde ich das Wissen sehr wertvoll, dass niemand Romane einfach so auf das Blatt zaubert. Texten liegen unzählige Überarbeitungsschleifen zugrunde. Eine wichtige Regel inspiriert von Anne Lamott (1995) ist für mich daher:
Schreibe „beschissene“ erste Entwürfe!
Es macht für mich Sinn, dass es kaum möglich ist, auf Anhieb Meisterwerke zu schreiben. Kunst entsteht für mich im Dialog zwischen Kunst und Kunstschaffenden. Dem ersten Entwurf fehlt oft die Stimme der Kunst, da sie kaum eine Gelegenheit hatte, sich einzumischen. Die Sache ist, dass nichts, was wir planen, uns überraschen kann. Das Überraschende kommt über die Intuition. Wir müssen einen Teil der Kontrolle an die Kunst abgeben und ihr zuhören, damit das Kunstwerk die Möglichkeit hat, intuitiv zu entstehen. Wir können also voller Freude "beschissene" erste Entwürfe schreiben, denn es ist gar nicht so wichtig, was wir schreiben. Wir werden den Text anschließend so lange überarbeiten, bis eine Geschichte entsteht, die nicht mehr überarbeitet werden möchte.
Wir müssen nicht perfekt sein. Wir müssen lernen, der Kunst zuzuhören.
Welche Techniken empfiehlst du deinen Klienten/Klientinnen bei Schreibkrisen/-Blockaden?
Freies Schreiben. Es wurde bereits 1934 von Dorothea Brande (2021) veröffentlicht, dann war Peter Elbow (1998) im Jahre 1973 einer der prominenten Vertreter. Julia Cameron (2002) hat das freie Schreiben schließlich in den 90ern in die Morgenseiten übersetzt und bekannt gemacht. Die Idee ist, dass wir gar nicht erst in eine Blockade kommen können, wenn wir kontinuierlich im Schreiben bleiben. Ähnlich funktioniert für mich auch das assoziative Clustern oder Auflisten. Hauptsache, wir schreiben - dann kommt die Inspiration von ganz allein.
Zeitpläne: Extrem hilfreich gegen Schreibblockaden finde ich außerdem Zeitpläne. Wesentlich hat mich dabei Cal Newport (2016) mit seinem Buch "Deep Work" inspiriert. Indem wir konkrete Zeiten definieren, wissen wir, wann wir Aufmerksamkeit auf das Schreiben lenken müssen. Wir blocken eine bestimmte Zeit im Kalender und tun dann nichts, außer schreiben. Wenn uns dann die Blockade vom Schreiben abhält, können wir entweder am Schreibtisch sitzen und in die Luft starren, bis uns so langweilig ist, dass wir aus Langeweile mit dem Schreiben beginnen, oder besser noch: Wir legen einfach los und schreiben assoziativ und ohne Bewertung. Auf Inspiration zu warten ist Quatsch. Wir müssen uns an die Arbeit machen und so die Inspiration einladen.
Achtsamkeitsrituale vor dem Schreiben: Wenn wir Achtsamkeit praktizieren, können uns die kritischen inneren Stimmen nicht so schnell verunsichern. Atemübungen mache ich, um Stress sowie Ängste abzubauen und meine Stimmung zu verbessern (Yilmaz Balban et al., 2023). Das alles ist gut für unsere Kreativität (Baas et al., 2008; Byron et al., 2010; Davis, 2009). Open Monitoring Meditation trainiere ich, um meine Top-Down-Kontrolle loszulassen und das divergente Denken zu aktivieren; Focused Attention Meditation praktiziere ich, um das konvergente Denken zu aktivieren und mich zu erden (Hughes et al., 2023). Mit solchen Ritualen merkt unser Gehirn: "Ah, jetzt werden wir kreativ!" Manchmal ergänze ich dieses Ritual mit Visualisierungen, wie z.B. die folgende von Anne Lamott aus "Bird by Bird" (1995), um die inneren Stimmen zum Schweigen zu bringen:
“Close your eyes and get quiet for a minute, until the chatter starts up. Then isolate one of the voices and imagine the person speaking as a mouse. Pick it up by the tail and drop it into a mason jar. Then isolate another voice, pick it up by the tail, drop it in the jar. And so on. Drop in any high-maintenance parental units, drop in any contractors, lawyers, colleagues, children, anyone who is whining in your head. Then put the lid on, and watch all these mouse people clawing at the glass, jabbering away, trying to make you feel like shit because you won’t do what they want—won’t give them more money, won’t be more successful, won’t see them more often. Then imagine that there is a volume-control button on the bottle. Turn it all the way up for a minute, and listen to the stream of angry, neglected, guilt-mongering voices. Then turn it all the way down and watch the frantic mice lunge at the glass, trying to get to you. Leave it down, and get back to your shitty first draft. A writer friend of mine suggests opening the jar and shooting them all in the head. But I think he’s a little angry, and I’m sure nothing like this would ever occur to you.”
Last but not least: Es hilft mir sehr, meine Ängste in regelmäßigen Abständen aufzuschreiben, um ihnen ihre Fürchterlichkeit zu nehmen. Eine schöne Übung finde ich zum Beispiel die "Fear Setting Exercise" von Tim Ferris (2011). Sie basiert auf der stoischen "premeditatio malorem" von Seneca. Auch toll finde ich die Übung von Julia Cameron (2002), bei der sie die kritische innere Stimme dokumentiert, indem wir auf eine Seite immer wieder solche Sätze schreiben wie: "Wir sind Schriftstellerin", und auf der anderen Seite alle negativen Aussagen unserer inneren kritischen Stimmen dokumentieren. Diese negativen Glaubenssätze können wir dann in positive Glaubenssätze umformulieren, sprich Affirmationen. Dann sichtbar aufhängen und einmal am Tag durchlesen.
Hast du literarische Vorbilder?
Es gibt Autorinnen und Autoren, die ich liebe. Spontan fallen mir ein: Hilde Domin für ihre Gedichte, um nicht müde zu werden, Wolfgang Herrndorf für seine nahe Schreibweise, Daniel Kehlmann (2009), der in "Vermessung der Welt" für mich einen der schönsten magischen Absätze geschrieben hat, die ich je lesen durfte, Gabriel García Márquez als Meister des magischen Realismus, J. K. Rowling und Brandon Sanderson für ihre Fantasie, Günter Grass, weil er mir gezeigt hat, wie umwerfend die deutsche Sprache sein kann, Hermann Hesse für die Spiritualität in seinen Geschichten und natürlich noch viele, viele mehr, die mir jetzt nicht auf Anhieb einfallen.
In welchen digitalen/realen (Schreib-)Räumen bist du vernetzt?
Ich gehöre derzeit tatsächlich keiner (Schreib-)Gruppe an. Erst 2023 habe ich das Schreiben wieder zur Priorität gemacht und versuche derzeit, meine Selbstständigkeit aufzubauen, um auch nach Ablauf des Gründungszuschusses davon leben zu können. Hinzu kommt, dass ich als introvertiertes Spielkind am liebsten für mich alleine schreibe. Dennoch weiß ich um die Bedeutung von Schreibgruppen und möchte mich wieder mehr engagieren. Es ist so wichtig, sich mit inspirierenden Menschen zu umgeben, die einen ähnlichen Weg gehen. Deshalb freue ich mich jederzeit über Austausch und bin für wertvolle Tipps sehr dankbar!
Was würdest du allen angehenden Schreibgruppenleitungen empfehlen?
Ich weiß nicht, ob ich schon in einer Position bin, um irgendetwas zu empfehlen. Was ich wichtig finde, ist, dass wir das tun, was uns begeistert. Ich empfinde die Selbstständigkeit als anspruchsvolle Tätigkeit, die sehr viel Energie in Anspruch nimmt. Dazu gehört zum Beispiel neben dem gesamten öffentlichen Auftritt mit Texten, Fotos, Videos usw. und der Beantragung finanzieller Unterstützungen mithilfe von Business- und Finanzplänen auch die Konzeptionierung aller Angebote, die Websitegestaltung sowie der Aufbau eines skalierbaren Systems, sodass mich zukünftig steigendes Interesse nicht überfordert. Hinzu kommt, dass ich mich kontinuierlich weiterbilde, mein Wissen, meine Techniken und Tools pflege, analog und digital netzwerke, Social Media Beiträge poste, Werbematerialien erstelle und mich ständig in Situationen begebe, in denen ich mich bewähren muss. Das finde ich schon anspruchsvoll.
Aus diesem Grund ist es so wichtig, dass wir von dem, was wir tun, begeistert sind. Nur wenn wir begeistert sind, können wir die nötige Energie aufbringen und auch Krisen überstehen. Wenn wir auf das hören, was uns begeistert, wird außerdem das, was wir anbieten, von ganz allein einzigartig sein. Wir können nicht perfekt sein, ganz und gar nicht; es wird immer Leute geben, die uns nicht mögen. Wir sollten ohnehin nicht sein wie andere, sonst kommen wir nie aus deren Schatten heraus. Stattdessen sollten wir das tun, was uns begeistert. Ich bin zum Beispiel begeistert von Kreativität, Achtsamkeit, Natur, Kampfkunst, Produktivität, Psychologie und Wissenschaft und erlaube mir, das alles in meinem Angebot zu verbinden.
Was sind deine (Schreib-)Ziele für das nächste Quartal/Jahr/die nächsten 5 Jahre?
Um beim Schreiben zu bleiben und meinen Perfektionismus in Schach zu halten, versuche ich, zweimal pro Woche einen Text auf meinem Blog "Prosa kleiner Stunden" zu veröffentlichen. So laufe ich nicht Gefahr, auf Perfektion zu warten und am Ende aus Angst gar nichts mehr zu veröffentlichen.
Außerdem poste ich fast jeden Tag auf meinen Social-Media-Kanälen und schreibe einmal wöchentlich einen Newsletter mit kurzen Inspirationen und kreativen Fragen. Dabei ist es mir wichtig, nicht nur perfekte Dinge zu teilen, sondern zum Beispiel auch - inspiriert durch Austin Kleon (2014) Einblicke zu geben, woran ich gerade arbeite und was ich versuche zu lernen. Zusätzlich möchte ich einmal im Monat einen Artikel zum Thema auf meiner Homepage veröffentlichen.
Im Februar 2024 erscheint hoffentlich auch mein erstes kleines Buch. Ich schreibe derzeit Texte für das zweite, das – zumindest in meinem Kopf – als eine Art Geschwisterbuch in etwa zwei Jahren erscheinen könnte. Außerdem liegt bei mir noch ein weiterer Roman halbfertig in der Schublade, und ich muss aufpassen, dass sich die Idee nicht vernachlässigt fühlt und aus dem Staub macht… es gibt noch so viel zu erzählen!
Was möchtest du uns sonst gerne noch mitgeben?
Ich finde es persönlich sehr lohnend, mich mit der Kreativität aus wissenschaftlicher Perspektive zu befassen. Dabei dürften die meisten Forschenden mit dem Verständnis einverstanden sein, dass wir, wenn wir kreativ sind, etwas Wertvolles schaffen, das es zuvor noch nicht gab. Das kann materiell wertvoll sein, aber auch einfach, da es uns guttut oder Spaß macht. In diesem Verständnis geht Kreativität weit über die Künste hinaus. Jede Tätigkeit, bei der wir uns selbst auf wertvolle Weise ausdrücken, kann demnach kreativ sein, zum Beispiel Gärtnern, Kochen oder ein Unternehmen aufbauen. Das kreative Schreiben kann in diesem Verständnis eine Methode sein, um die kreativen Denkfähigkeiten zu fördern. Alle Menschen haben das Potenzial, kreativ zu sein. Und wer weiß – wenn wir all das ungenutzte kreative Potenzial aktivieren, vielleicht ist die Welt dann ja doch noch zu retten.
Als Kreativcoach finde ich es zudem sinnvoll, die Kreativität unabhängig vom kreativen Projekt zu fördern. Wir können zum Beispiel unsere Kreativität unterstützen, indem wir offen und neugierig bleiben, uns neuen Herausforderungen stellen, uns mit Inspiration umgeben, mit unseren Gefühlen Kontakt aufnehmen, Achtsamkeit praktizieren, uns mit unseren Ängsten anfreunden, unsere Widerstände loslassen, Stress und Leistungsdruck bewältigen, einen zeitlichen und örtlichen Raum schaffen, in dem wir uns sicher fühlen und unsere Kreativität frei fließen kann, ein System designen, das uns dabei hilft, kreative Ideen aufzufangen und umzusetzen, Gewohnheiten etablieren, die unsere Kreativität unterstützen, und natürlich, indem wir für uns selbst sorgen. Es ist daher meiner Meinung nach eine Aufgabe von Kreativen, sich in eine Position zu begeben, in der wir kreativ werden können. Dabei können all diese Ebenen und noch viel mehr eine Rolle spielen.
Und zu guter Letzt darf bei mir - mit meinen vielen eigenen Schreibmaschinen – natürlich nicht die Frage fehlen, ob du auch eine Schreibmaschine hast?
Ich habe leider gerade keine Schreibmaschine mehr zuhause. Aber ich schreibe viel mit der Hand, da ich finde, dass sich die Ideen so freier „entfalten“ können. Auch bei mir fliegen also Zettel durchs Zimmer - nur nicht sepiaromantisch aus der Schreibmaschine.
Lieber Tobi, ich danke dir sehr für die persönlichen Einblicke, die Inspirationen und dein tolles zugängliches Angebot! Mach weiter so. Lucia
Liebe Lucia, vielen Dank für das Interview und viel Erfolg mit deiner Kreativität!!
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